NATUR DELUXE

Mit der Konsequenz eines Wissenschafters beobachtet der Fotograf Andrew Phelps mit seiner Kamera eine seltsame Form des Naturerlebens: Den Campingkult.
Leben in der Natur, wie Zigeuner, auf Wiesen, billig, schnell, beweglich, mobil. Dies ist die Grundidee dieser vor einigen Jahrzehnten einsetzenden Bewegung. Und was ist daraus geworden? Eine ganz seltsame freizeitliche Wohn- und Lebenssituation.

Besonderes Augenmerk legt Phelps in seiner Arbeit auf jene, die ihre auf Mobilität ausgerichteten „Wohneinheiten“ auf Dauerbetrieb adaptiert haben. Da werden Satellitenantennen auf die Dächer gesetzt, die Seitenwände mit Isolierungshäuten überzogen, vor den Vorzelten kleinste Areale abgezäunt. Penibel geschnittene grüne Hecken bieten Sichtschutz. Manche Wohnwägen verschwinden bis zur Unkenntlichkeit unter Holzverkleidungen. Die Zelt- und Wohnwagenplätze stellen sich einen Wertungssystem. Je nach Standard dekoriert mit unterschiedlicher Zahl von Sternen. Die Besten unter ihnen präsentieren sich mit englischem Rasen, von selbstfahrenden Mähern ständig gestutzt, mit hochtechnischen Wasch- und Reinigungszentren und angeschlossenem Supermarkt. Die Wohnheime können zum Teil nur mehr mit Spezialtransporten bewegt werden. Und da ist auch noch dieses ganz außergewöhnliche Design. Viele so typische Details, wie: an den Ecken gerundete Fenster, Plastikteile mit Verzierungsstreifen, Rasenteppiche, Ziegelimitationen, gestreiften Sonnensegel und silbrige Folien. Alles ist instabil, aus Plastik, Imitation, meist vergilbt.

Natur deluxe ist ein lohnendes Langzeit-Kunstprojekt. Es spiegelt die Schizophrenie einer Freizeitgesellschaft, die sich – motiviert vom Freiheitsdrang – wieder in scheinbar abgesicherte, überschaubare Zonen einigelt.
Andrew Phelps, der in Salzburg arbeitet und lebt, stammt aus Arizona, wuchs in Phönix auf. Ein Land und eine Stadt mit unvorstellbaren Weiten und Größendimensionen. Der Wechsel zwischen den so unterschiedlichen Regionen und Mentalitäten hat seinen Blick geschärft. Dazu kommt sein gediegenes fotografisch-handwerkliches Können. In seinen Bildern paart sich formale Strenge mit inhaltlicher Poesie. Er findet im Banalen einen außergewöhnlichen Moment, beginnt eine Geschichte zu erzählen, die sich der Betrachter mit Vergnügen weiterspinnen kann. Bei seinen auf den ersten Blick so nüchtern und streng komponierten Bildern ist stets ein „dahinter“ spürbar. Hinter den verhangenen Fensteröffnungen und den heruntergezogenen Rolos entspannen sich Menschen, deren Weltbild sich in den Fassaden spiegelt.
Menschen die präsent sind, durch die von ihnen geschaffene künstliche Umgebung.