ANSAMMLUNGEN

Am Beginn unserer Kultur standen neben den Jägern die Sammler. Sie machten sich auf den Weg, um nach Hause zu bringen, was sie an Verwertbarem in den Wäldern, auf den Wiesen und Feldern gefunden und aufgelesen hatten. Der Sammler gilt als eine durchaus ominöse nicht zu sagen obskure Gestalt, von der man sich freilich ein völlig falsches Bild macht.

So glauben die Leute, der Sammler sei ausschließlich ein reicher Mensch, der einen Teil seines Vermögens in wertvolle Dinge investiert. Der wahre Sammler verfügt weder über unversiegbare, den Wohlstand speisende Quellen, noch über finanzielle Reserven. Sein Metier ist nicht die Anlageberatung, sondern die Leidenschaft. Nach Abzug dessen, was er für sein Leben benötigt, ist stets die ehrgeizige Jagd nach Beutestücken zur Vergrößerung der nie vollständigen Sammlung im Vordergrund.

Eine echt Sammlung hat ihre strenge Ordnung, und sie kann immer noch strenger gefasst, durch Ersetzen des einen durch ein besser passendes Stück der Vollkommenheit etwas näher gebracht werden.

In der Ordnung der Sammlung spiegelt sich der Charakter des Menschen, der sein Leben lang bestimmten Dingen nachspürt, ja sich in dieser Sammlung noch einmal selbst erschaffen, neu entworfen, anders verwirklicht hat. Wollen wir den Sammler erkennen, müssen wir seine Sammlung betrachten.

Wer sammelt, kommt nie ans Ende. Aber der Weg dorthin ist das einzige Ziel, das lohnt.

vom zarten Strich zum dicken Ende –
satirische Kunst gesammelt von Ludwig Fotter

Die Stärke der Sammlung von Ludwig Fotter liegt in der Qualität der einzelnen Stücke, die er im Laufe der letzten zwanzig Jahre zusammengetragen hat, aber ebenso sehr in seiner inneren Struktur. Seine ersten satirischen Zeichnungen hat er in den frühen achtziger Jahren erstanden, das letzte Stück erst vor wenigen Wochen, und es wird bald schon das vorletzte sein.
Die Künstlerliste liest sich wie das “Who is Who” der besten Cartoonisten der Welt. Werke internationaler Größen zieren die Wände und lagern in Mappen seiner kleinen Wohnung in Altenhof.
Da umgibt einer seine Existenz gezielt mit Kunst, sodaß die tägliche Auseinandersetzung mit ihr zum Lebensinhalt wird.
Hat Fotter das Werk eines Künstlers in Kaufabsicht ins Visier genommen, so will er immer nur ein ganz bestimmtes Blatt von diesem, und nur dieses eine. Mit zweiter Qualität hat er sich nie zufrieden gegeben.
Ludwig Fotter betreibt in Altenhof, wo für Behinderte ein ganzes Dorf aufgebaut worden ist, seit vielen Jahren die Galerie Hausruck. “Die erste Adresse in Österreich, wenn es um satirische Kunst geht”, hat Irene Judmayer vor kurzem in den oberösterreichischen Nachrichten geschrieben.
In Wels stellt Fotter seine Sammlung erstmals öffentlich aus.


gefluxt, gesammelt und gelebt
Ansammlungen aus dem Atelier Jaschke und Wald

So manche Kunsthallen oder Museen würden sich glücklich schätzen, das eine oder andere Werk aus der Sammlung Jaschke & Wald ihr Eigen nennen zu können.
“Verglichen mit anderen Sammlungen mag das Zusammengetragene gar nicht so bedeutend sein, doch stand nie die Anhäufung von materiellen Werten im Vordergrund”, so Jaschke. “Es sind vielmehr Lebenswegmarkierungen, gleichsam von einer befreundeten Insel zur nächsten (weltweit) rund um die Arbeiten von Ingrid Wald und mir- und den in der Edition Freibord herausgebrachten.”
Als Liebhaber des kleinen Formates stellt Gerhard Jaschke neben die “großen Schinken” Miniprodukte, etwa aus der Fluxusbewegung.
Aus Liebe zum Kunstsammeln entstand ein bunter Bilderbogen zeitgenössischer Kunst.


Ludwig Fotter 1939 in Wien geboren, Ausbildung zum Bau- und Möbeltischler in Steyr. Seit einem Unfall als Neunzehnjähriger an den Rollstuhl gefesselt.
Initiator und Leiter der Galerie Hausruck.
gerhard jaschke 1949 in Wien geboren. Nach diversen Universitätsstudien und artfremden Beschäftigungen seit Beginn der siebziger Jahre freischaffend als Künstler und Literat tätig. Gründer und Herausgeber der Zeitschrift “Freibord”.
Mitarbeit am Institut für Gegenwartskunst der Akademie der bildenden Künste in Wien (Lehrauftrag für Literatur als Experiment / Literaturgeschichte / grenzüberschreitende Medien). Zahlreiche Ausstellungen, Preise, Publikationen.

Ingrid Wald 1943 in Wien geboren. Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Malerei, Konservierung und Technologie). Seit 1973 Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen.