LORENZ ESTERMANN – CARDINAL DIRECTIONS

Lorenz Estermann ist ein Meister im Umgang mit architektonischen Prototypen. Mit billigen, „armen“, ausrangierten Materialien (Sperrholz, Wellpappen, diversen Papieren, Kartons und da und dort einigen Holzstäben) geht der in Wien und Linz lebende Künstler ans Werk, erfindet und baut aus all dem, was überall herumsteht und auf bessere Zeiten hofft, neue Kleinarchitektur: lapidar und verschroben, hochsensibel abgestuft und mit humorigen Fallen und Einbauten versehen, die meist erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.

Das breite Assoziationsspektrum, das Estermanns Architekturmodelle auftun, unterstreicht aber auch unmissverständlich den sozialen Kontext derartiger anonymer Bauwerke. Viele von ihnen spürt er auf Reisen in ehemaligen Ostblockstaaten auf und fotografiert sie ebenso wie neue Billighochhäuser und jene gleichförmigen Kommunalbauten, deren Abbruch oft nur eine Frage der Zeit und des Geldes ist.

An den Schnittstellen von Architektur, Zeichnung, Fotografie und Malerei konfrontiert der in jüngster Vergangenheit europaweit in renommierten Galerien und Museen erfolgreiche Künstler mit überarbeiteten Farbprints und vielen Beispielen hochsensibler parodistischer Objektkunst. Den Kern der Präsentation bilden die jüngsten Skulpturen von 2019, die in Aluminium gegossenen Modelle von fiktiven Architekturen.
Zur Eröffnung führt Verena Konrad, Direktorin des vai (Vorarlberger Architekturinstitut) und Kuratorin des Österreichpavillons der Architekturbiennale 2018 in Venedig, ein Gespräch mit dem Künstler.

Lorenz Estermann, geboren in Linz/Oberösterreich. Studium 1988-1993 an der Universität für Angewandte Kunst bei Prof. Ernst Caramelle, Meisterklasse Freie Grafik. Diplom 1993. Lebt und arbeitet in Wien.