UM BAUTEN

Bauen als Antwort
auf die Ressourcen der Region

Der Rolle des Architekten als Botschafter eines ästhetischen Systems, das überall seine goldenen Eier ablegt, ohne sich um die örtlichen Zusammenhänge und Probleme zu kümmern, können Maximilian Luger und Franz Maul nicht viel abgewinnen.

Sie haben keine fertigen Rezepte anzubieten oder besser, sie sind zu intelligent und sensibel, um nicht die Wirklichkeit eines Ortes, seine oft vertrackten Verhältnisse und Qualitäten wahrzunehmen und auf das bestehende einzugehen. Hermann Czech hat einmal behauptet, alle Architektur sei Umbau, alles Bauen ist Umbauen. Bauen heißt, zuerst sich auf das Gegebene einzulassen, auf alles, in welcher Form auch immer, zu reagieren.

Das zeigen die inzwischen zahlreichen Beispiele ihrer Arbeit, oft Umbauten, Erweiterungen und Umwidmungen, aber auch Neubauten im ländlichen oder städtischen Kontext. Das zeigt vor allem die letzte große Arbeit, die Erneuerung und Revitalisierung des ehemaligen Minoritenklosters zu einem städtischen, multifunktionalen Kulturbezirk. Darin begibt man sich, geführt von einem neuen, spannenden Raumkonzept, in eine präzis arbeitende Zeitmaschine in der jeder Ort, jede Räumlichkeit eine eigene Aura entwickelt, indem man den alten Bestand in seiner zeitlichen Erscheinung sicherte – sichtbar sicherte – um auch den Hinzufügungen, dem Neuen, seine Logik zu geben und seinen Charkter zu belassen. Hier wird nicht Geschichte mit Pseudogeschichte zugedeckt und verdrängt, sondern es trägt jeder Teil zu einer spannenden und beredten Gegenwart bei.

Ich glaube, man kann behaupten, dass die Architektur von Luger & Maul, die in ihren Mitteln, im Materialverständnis und räumlichen Senorium die Gegenwart repräsentiert, immer aus einem baulichen, räumlichen, ja kulturellen Zusammenhang entwickelt wird, und sie durch diese Herausforderungen zu einer großen Klarheit und Präzision gelangt. Ob am Strand des Attersees oder in der Ortsmitte von Sattledt, ob im Stadtzentrum von Wels oder in einem bäuerlichen Obstgarten, es wird der Dialog mit dem Ort gesucht und gefunden. So gesehen ist das letzte Projekt, der Neubau des Bahnhofs von Wels, weit über seine eigentliche Aufgabe hinaus, eine Herausforderung für die Stadt, ein ganzes Viertel nördlich und südlich der Bahn neu zu sehen und zu organisieren, eine Jahrhundertchance, der man nur wünschen kann, dass sie von den Verantwortlichen der Stadt wahrgenommen wird.

Maximilian Luger und Franz Maul haben sich in Oberösterreich, aus ihrem unmittelbaren Lebensraum heraus, eine nicht hoch genug einzuschätzende kulturelle Rolle erworben, indem sie eindrucksvoll vor Augen führen, dass die Region – allem voran das Salzkammergut – nicht nur genug Ressourcen für eine neue, der überregionalen Diskussion standhaltende Architektur besitzt, sondern dass diese besondere Kulturlandschaft mit einer eigenen Tradition der Moderne einer Erneuerung und Weiterentwicklung nicht nur schon lange bedarf, sondern auch fähig ist. Das kann auch anderen jungen Architekten, die mit ebensoviel Talent, Enthusiasmus, Engagement und Risikobereitschaft unterwegs sind, nur Mut geben.

Friedrich Achleitner