STOLPERHILFE

Was meint Reiterer eigentlich mit dem Titel „Stolperhilfe“? Stolpern versucht man doch eher zu vermeiden. Wer stolpert, kann zu Fall kommen und dafür will man doch keine Hilfe.
„Reiterer gibt Rätsel auf und ist ein Fallensteller – und ein Bluffer dazu. Seine ab- und hintergründigen Ideen sammelt er auf zahllosen Zeichenblättern.

Sie sind ein Gedankenpool, aus dem Ausstellungen, Skulpturen, Installationen, Arbeiten im öffentlichen Raum oder Architektur werden können. Keine schnell hingeworfenen Skizzen, sondern sorgfältig, mit Bedacht und 17 Bleistiftsorten ausgeführte Notate über Manipulation und Provokation. Witz und Ironie fallen dabei ab. Merkwürdigkeiten im Wortsinn.“
aus Kunst Land Basel, Eraserhead von Brigitte Huck
Eine zweite Arbeit hat den Titel „The big breath“, besteht aus Fernseher, Ventilator, Stehlampe, Teppiche, Kommode, DVD, diverse Elektronik. „Ein von innen beleuchteter Tempel beginnt dabei nach einer gewissen Zeit unvermittelt laut zu „atmen“ und synchron dazu sein Licht zu dimmen. Real im Raum befindliche Gerätschaften wie Ventilator und Stehlampe verhalten sich zur Überraschung des Betrachters ebenso wie die gefilmte Szenerie im Fernseher. Medialer und realer Raum verschmelzen zu
einer skulpturalen Befindlichkeit.“

Werner Reiterer

“DJ”, 2003, Tennisballwurfmaschine, Tennisbälle, ca. 270 x 150 x 500 cm
Foto: Jorit Aust
Courtesy Galerie Eugen Lendl, Graz und Galerie Ursula Krinzinger, Wien

“Das gute Auftreten eines Kunstwerkes ist sowohl von seiner Kleidung als auch von dem, was es sagt abhängig. Bloß folgen die Manieren in dieser Gesellschaft anderen Regeln.” W. R.


Der 1964 in Graz geborene Künstler stellte ab 1989 – nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien – im In- und Ausland aus, von Graz über Wien, Rotterdam, London, Los Angeles, Düsseldorf, Hannover, Brüssel oder Kassel. Die bekanntesten österreichischen Preise wurden ihm zuerkannt, immer wieder wird er für Projekte im öffentlichen Raum eingeladen.
Die Wertschätzung, die er dadurch erfahren hat und laufend erfährt, kommt nicht von ungefähr. Sein künstlerischer Ansatz konnte sich auch in einer immer uniformer werdenden internationalen Kunstszene als eigen-sinniger Beitrag durchsetzen. Es gibt wohl kaum eine Künstlerpersönlichkeit, die sich auf vergleichbare Weise zwischen den Bereichen des Profanen und Ästhetischen, zwischen dem Sinnlich-Materiellen und dem Gedanklichen bewegt und in einer ständigen Weiterentwicklung die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums permanent herausfordert. Nicht weil es mit Kunststücken verblüfft, sondern mit seinem unmittelbaren Lebensraum und dessen Requisiten konfrontiert wird (Werner Fenz).