What you really need stellte an rund 50 KünstlerInnen und WissenschafterInnen, aber auch ans Publikum und an uns selber, die Frage: Was braucht man wirklich?
Zu diesem Zweck wurde das MKH und die Galerie der Stadt Wels zwischen Anfang Februar und Mitte Mai seiner alltäglichen Funktion enthoben und in eine Denk- und Produktionswerkstatt umgemodelt.
Neben insgesamt 68 Veranstaltungen wuchsen die Kunst-Beiträge in unterschiedlichen Disziplinen in und um die Galerie zu einer barocken Fülle an.
Ausstellungsparts:
Julia Willms inszeniert Fotocollagen von fingierten Landschaften, kombiniert Innen- mit Außenräumen und lässt in diesem Spannungsverhältnis neue Wirklichkeiten entstehen.
Stefan Burger thematisiert in seinen Fotos das Verschwinden, das Unsichtbarwerden, die Veränderung von Zuständen. Eine große Fotoarbeit nennt er “Selbstvertreibung des Menschen aus der abgefressenen Ecke ohne Schuhe”, einer Filmprojektion mit Musik und Zahnbürste gibt er den Titel “Unvollständig übermittelt von Chopin”.
Die Video Sisters (Christina Breitfuß & Erik Hable) befragen ExpertInnen und SpezialistInnen des Alltags nach ihren spezifischen Kenntnissen. Die Ergebnisse davon dokumentieren sie auf schwarzen Schiefertafeln, laden alle AlltagsexpertInnen zum gemütlichen Interessenaustausch ins MKH und formieren einen Chor daraus.
Thomas Kriebaum publiziert seine „Gustl“-Comics regelmäßig in der Wiener Straßenzeitung „Augustin“. In Wels zeichnet er jede Woche einen Comicstrip plus Vorschau und Bilanz, die jeweils in der Wochenzeitung „Tips“ veröffentlicht und im MKH ausgestellt werden.
Stephen Matthewson bringt seine großformatigen Bildgeschichten und Bildsatiren an den Wänden des MKH-Foyers an. Zudem werden kleinformatige Arbeiten von ihm in den „what you really need“-Wochen-Protokollen publiziert.
Martin Dickinger fertigt Papiermaché-Objekte an und häuft sie in hundertfacher Ausfertigung zu Halden auf (in der Galerie, in den Fensterzwischenräumen und als Luster im MKH-Eingangsbereich). Er arbeitet über den gesamten Projektzeitraum im Haus, das Wachstum seiner Halden ist kontinuierlich zu beobachten. Die Medienkünstlerinnen
Reni Hofmüller & Anita Hofer treffen sich in Wels und behandeln diesen Ort wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Sie schreiben sich dort ein, indem sie gemeinsam der Frage nachgehen: Was sind die Bedingungen der Möglichkeiten für Selbstbestimmung? Das Ergebnis ist die Videoarbeit “Wir gehen davon aus”, die ihre von einem Balkon am Kaiser-Josef-Platz gehaltene Brandrede dokumentiert.
Ein Drittel des französischen Experimentalmusik-Trios Silent Block (21.+23.3.) ist Jerome Jeanmart; er bespielt als Jeranium zusammen mit Man’hu die spektakuläre, überdimensionale Musikmaschine pendule, die zugleich als Skulptur, als Mobile und als Zaubergerät funktioniert. „Pendule“ wird zwei Mal im MKH – einmal speziell für ein jugendliches Publikum, einmal als finale Abend-Veranstaltung aufgeführt.
Soziomat s3000: Basierend auf den Ergebnissen von soziologischen Kulturstudien, ist es die Aufgabe des Soziomat S3000, zentrale Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss aufgrund des Lebensstils und des Geschmacks zu errechnen. Die errechneten Ergebnisse werden anschließend mit Ihren tatsächlichen Merkmalen verglichen.
Heimo Wallner steuert mehr als 100 skurrile, ironisierte, frivole Zeichnungen, die er vor Ort anfertigt, bei. Außerdem übt er täglich Trompete, die er am Präsentationsabend spielt. Sein Animationsfilm “Mao II” wird von Christoph Herndler neu vertont und im Moviemento Linz und im MKH projiziert. Darüber hinaus sind Arbeiten von Heimo Wallners Studenten (Esteban Delgado, Carlos Donjuan, Bora Lee, Lupe Mendoza, Aaron Munoz, Sasha Nochovka, Gissette Padilla, H. Jennings Sheffield) von der Universität San Antonio/Texas ausgestellt, die extra für “what you really need” fabriziert wurden. Christoph Herndler montiert eine grafische Notation eines Stücks am Boden auf, das am Abend von der Subbassflötistin Pia Palme aufgeführt wird.
Sigfried A. Fruhauf gestaltet ein Video und Fotoarbeiten zum Thema “zero visibility” die im MKH und, während der Geschäftszeit, im Saturn Linz auf Dutzenden TV-Bildschirmen gezeigt werden.
Das Cartoonisten-Duo Rattelschneck (Marcus Weimer & Olav Westphalen) gibt Einblick in sein abgründiges Schaffen.
Edith Maul-Röder dokumentiert das gesamte Festival inklusive der mehrwöchigen Vorbereitungsphase. Ihre Fotodokumentation ist sowohl im MKH-Foyer als auch in den Wochenprotokollen zu sehen und mündet nach “what you really need” in einen 120-seitigen Bildband.
Ebenso ausgestellt werden einige der Prototypen von Arno Jungreithmaier und Wolfgang Wurm von der innerstädtischen Mobilitätsoffensive räderwerk, die zudem wöchentliche “Rad + Tat”-Welsrundfahrten organisiert.
Hans Doppelbauer baut einen groß dimensionierten “Luster” aus Kunststoff-Leergebinde.
Der Klangraum mit dem Titel “sound leak”, eine interaktive Installation von o.blaat (Keiko Uenishi)wird in den Galerieraum gebaut. Audioaufnahmen ihrer New Yorker Nachbarschaft werden zudem im Linzer Saturn ausgestrahlt.
Ingo Leindecker reibt sich an der Inflation und den Auswüchsen kultureller Medienproduktion und gestaltet im Format eines Supermarkt-Radios mehrere Hörspiele fürs MKH-Foyer.
Fotos Ausstellung: